Die Familie stellt die kleinste gesellschaftliche Einheit des Staates und die Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft dar.
Aus diesem Grunde steht die Familie unter dem ausdrücklichen besonderen Schutz des Grundgesetzes (Art. 6 Abs. 1 GG).
Diesen Schutz braucht die Familie, besonders dann wenn sie beginnt oder erweitert wird - nämlich, wenn ein neuer Mensch das Licht der Welt erblickt.
Das Fachpersonal, das für diese sensible Zeit ausgebildet und geschult wird sind Hebammen. Es ist wissenschaftlich vielfach bewiesen, welchen großen Einfluss Schwangerschaft und Geburt auf die ersten drei Jahre im Leben eines Kindes haben und dass Hebammen dies positiv beeinflussen: Begleiten Hebammen Schwangere kontinuierlich, kommt es seltener zu Frühgeburten, zu medizinischen Eingriffen wie Saugglocken – oder Zangengeburten und Kaiserschnitten – und dies bei gleicher Gesundheit von Mutter und Kind. Hebammen sind unersetzlich.
Deshalb haben Frauen laut Deutschem Gesetz ein Anrecht auf Geburtsvor- und nachsorge durch eine Hebamme (§ 24d SGB V). Weiter regelt das Gesetz, dass bei jeder Geburt eine Hebamme zugegen sein muss (HebG §4). Für den Arzt gilt die Hinzuziehungspflicht (auch bei einem Kaiserschnitt), er darf nur im Notfall ohne eine Hebamme entbinden. Somit steht jeder schwangeren Frau die Betreuung durch eine Hebamme zu.
Doch die Realität sieht in Deutschland aktuell völlig anders aus. Immer mehr werdende und frischgebackene Mütter und Väter fragen zu Recht: „Wo sind all die Hebammen hin?“ Sie stehen mit ihren Fragen und Nöten alleine da, weil sie trotz intensiver Suche keine Hebamme finden.
Denn landauf, landab geben Hebammen ihren Job auf. Die jungen Hebammen wandern in andere Berufe ab so dass das Durchschnittsalter der Hebamme in Deutschland bereits bei Mitte 40 liegt. Auch Für die Hebammenausbildung gibt es immer weniger Bewerberinnen.
Doch wie ist es so weit gekommen?
Schon seit Jahren ringen Hebammen um ihre Existenz. Unangemessen niedrige Löhne von 8,50 pro Stunde und stetig steigenden Haftpflichtprämien (ab 2015 über 6000 Euro jährlich) zwangen schon viele Hebammen in die Knie. Im Februar 2014 schlug eine Nachricht ein, die das Fass zum überlaufen brachte: Die letzte verbliebene Haftpflichtversicherung kündigte den Hebammen zum Sommer 2015. Ohne Haftpflichtversicherung dürfen Hebammen aber nicht arbeiten! Zehntausende Menschen demonstrierten Deutschlandweit, sammelten mehrere hunderttausend Unterschriften und schrieben die Politiker an. Nur mit Mühe fand sich bis Mitte 2016 eine Haftpflicht -„Lösung“, allerdings mit einer weiteren Beitragssteigerung. Mit Ach und Krach einigten sich Hebammenverbände und Krankenkassen auf die Übernahme der gestiegenen Kosten. Diese vielerorts dargestellte „Lösung“, ist keine wirkliche Lösung, denn KEINE Hebamme weiß, wie es ab Sommer 2016 weitergeht. Noch tätige freiberufliche Hebammen sind so überlastet, dass sie im Schnitt sechs hilfesuchende Frauen pro Woche ablehnen müssen.
Der finanzielle Druck steigt. Das Wunder der Geburt ist zum Kostenfaktor verkommen.
Das spüren auch die Krankenhäuser, die über eine geburtshilfliche Station verfügen. Auch sie müssen die hohen Haftpflichtprämien für ihr Personal tragen. Deshalb mussten in Deutschland im vergangenen Jahr über 300 Krankenhäuser die Geburtshilfe schließen. Selbst in den finanziell besser gestellten Krankenhäusern sprechen die Hebammen von Überlastung. Und welche Frau möchte schon ihre dringend benötigte Hebamme unter der Geburt mit vier anderen Gebärenden teilen?
Sollte sich nichts ändern, so müssen Familien und der Rest der Gesellschaft mit verheerenden Folgen rechnen:
- Seelische Schäden bei Mutter, Vater und Baby
- Bindungsstörungen
- Körperliche Schäden bei Mutter und Kind durch zu spät erkannte Komplikationen während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett.
- Mehr Totgeburten durch immer längere Anfahrtswege zur Geburtsstation.
- Unnötige Kosten durch die steigende Anzahl medizinischer Eingriffe.
Eine angemessene Entlohnung und eine langfristige und schnelle Lösung der Haftpflichtproblematik wären weit günstiger. Im Koalitionsvertrag der derzeitigen Bundesregierung steht das Versprechen „eine flächendeckende Versorgung mit Hebammenhilfe deutschlandweit zu erhalten“. Getan hat sich in Bezug auf eine langfristige Lösung leider noch nichts.
Wir, vom Verein HappyBirthday e.V. (Regionalgruppe Mannheim) setzen uns dafür ein, dass das nicht so bleibt und laden sie herzlich zur Mithilfe ein! Wenn auch Ihnen das Wohl der Familien, der Hebammen und letztendlich der ganzen Gesellschaft am Herzen liegt und sie gerne helfen wollen, gibt es folgende Möglichkeiten:
Bleiben Sie informiert und erzählen es weiter. Schreiben Sie Ihrem Abgeordneten und treffen Sie ihn. Gehen Sie demonstrieren. Laden Sie Interessierte zur Mithilfe ein. Hier finden sie aktuelle Informationen, Aktionen und Hilfestellung:
www.hebammenunterstützung.de
www.happybirthday-deutschland.de
www.hebammenverband.de/aktuell/aktionen/
Melanie Rihm
Dank für die Unterstützung geht an: Titelfoto © Kati Molin –Fotolia.com; Design Titelbild: www.zielstrebe.de